Inhaltsverzeichnis:
Barrierefreies Bauen: Die wichtigsten Fakten
- Umfassender Nutzen für Alle: Barrierefreies Bauen steigert den Komfort und die Lebensqualität für jeden, nicht nur für Senioren oder Menschen mit Behinderung.
- Zentrale Norm DIN 18040: Diese Norm ist der entscheidende rechtliche und technische Leitfaden in Deutschland, der die konkreten Anforderungen für die Umsetzung festlegt.
- Wertsteigerung und Zukunftssicherheit: Eine barrierefreie Gestaltung sichert die langfristige Nutzbarkeit einer Immobilie und steigert gleichzeitig ihren Marktwert.
Was bedeutet Barrierefreies Bauen wirklich?
Der Begriff „Barrierefreies Bauen“ wird oft missverstanden und fälschlicherweise ausschließlich mit dem Bauen für Senioren oder Menschen mit Behinderungen in Verbindung gebracht. Doch diese Sichtweise greift viel zu kurz. In Wahrheit ist barrierefreies Bauen ein zukunftsorientiertes und intelligentes Konzept, das den Wohnkomfort und die Lebensqualität für absolut jeden erhöht – unabhängig von Alter oder körperlicher Verfassung. Es geht darum, Gebäude und Wohnungen so zu gestalten, dass sie von allen Menschen ohne fremde Hilfe und ohne jegliche Einschränkung sicher und bequem genutzt werden können. Ein Haus ohne Schwellen ist nicht nur für einen Rollstuhlfahrer eine Erleichterung, sondern auch für Eltern mit Kinderwagen oder für denjenigen, der schwere Einkaufstüten ins Haus trägt. Es ist die vorausschauende Planung, die ein Zuhause über Jahrzehnte hinweg zu einem flexiblen und wertstabilen Lebensraum macht.
Die rechtlichen Grundlagen: DIN 18040 im Fokus
Wer in Deutschland barrierefrei bauen möchte, kommt an einer Norm nicht vorbei: der DIN 18040. Sie ist der zentrale Leitfaden und die wichtigste technische Regel für die Planung und Ausführung. Diese Norm ist in zwei Teile gegliedert: Teil 1 befasst sich mit öffentlich zugänglichen Gebäuden, während Teil 2 die Anforderungen für Wohnungen festlegt. Obwohl DIN-Normen grundsätzlich Empfehlungscharakter haben, werden sie durch die Landesbauordnungen der Bundesländer in vielen Fällen zu einer rechtlich bindenden Vorschrift, insbesondere im Neubau von Mehrfamilienhäusern. Die DIN 18040 definiert konkrete Maße, Bewegungsflächen und Ausstattungsmerkmale, die sicherstellen, dass Räume und Zugänge ihre Funktion als „barrierefrei“ auch wirklich erfüllen. Für Bauherren und Planer ist sie daher das unverzichtbare Handbuch für ein korrekt umgesetztes Bauvorhaben.
Barrierefreiheit von A bis Z: Ein Rundgang durchs Haus
Um die Theorie greifbarer zu machen, begeben wir uns auf einen gedanklichen Rundgang durch ein barrierefrei geplantes Haus. Von der Haustür über die Innenräume bis hin zu den Wohnbereichen gibt es spezifische Merkmale, die den Unterschied ausmachen. Diese Details sorgen im Zusammenspiel für ein Höchstmaß an Komfort, Sicherheit und uneingeschränkter Bewegungsfreiheit für alle Bewohner und Besucher.
Der Hauseingang: Ankommen ohne Hindernisse
Der erste Eindruck zählt – das gilt auch für den Zugang zu einem Gebäude. Ein barrierefreier Eingang ist die Visitenkarte eines durchdachten Hauses und sorgt dafür, dass jeder willkommen ist. Stufen und Schwellen sind hier die größten Feinde. Stattdessen wird der Zugang ebenerdig oder über eine sanft geneigte Rampe realisiert.
Wichtige Merkmale für einen barrierefreien Eingangsbereich sind:
- Schwellenloser Zugang: Der Übergang vom Weg ins Haus muss absolut eben sein, idealerweise mit einer maximalen Höhe von 2 cm, die durch eine entsprechende Dichtung überbrückt wird.
- Ausreichende Bewegungsfläche: Vor der Eingangstür muss genügend Platz sein, um mit einem Rollstuhl, Rollator oder Kinderwagen bequem manövrieren zu können. Ein Bereich von 150 x 150 cm ist hier der Standard.
- Erreichbarkeit von Klingel und Briefkasten: Alle Bedienelemente sollten auf einer Höhe von ca. 85 cm angebracht und gut sichtbar sowie beleuchtet sein.
- Wetterschutz: Eine Überdachung sorgt dafür, dass man beim Aufschließen der Tür nicht im Regen steht.
Türen und Flure: Bewegungsfreiheit im Inneren
Einmal im Haus, muss die Bewegungsfreiheit gewährleistet bleiben. Das wird vor allem durch die richtige Dimensionierung von Türen und Verkehrswegen erreicht. Zu schmale Durchgänge und hohe Schwellen an Zimmertüren machen den Alltag unnötig kompliziert. Barrierefreie Planung setzt hier auf Großzügigkeit und fließende Übergänge. Die nachfolgende Tabelle zeigt die entscheidenden Maße im Vergleich.
Bauteil | Standard-Anforderung | Anforderung für Rollstuhlnutzung |
---|---|---|
Lichte Türbreite | 80 cm | 90 cm |
Lichte Flurbreite | 100 cm | 150 cm |
Türschwellen | Nicht vorhanden | Nicht vorhanden |
Bewegungsfläche | 120 x 120 cm | 150 x 150 cm |
Das barrierefreie Badezimmer: Komfort und Sicherheit
Das Badezimmer ist ein zentraler Ort, an dem Sicherheit und Eigenständigkeit besonders wichtig sind. Die barrierefreie Gestaltung minimiert hier das Unfallrisiko erheblich und schafft eine komfortable Umgebung. Das Herzstück ist die bodengleiche Dusche, die ohne Stolperkante auskommt und bei Bedarf sogar mit einem Duschhocker oder Rollstuhl befahren werden kann.
Für ein sicheres und komfortables Bad sind folgende Elemente entscheidend:
- Bodengleiche Dusche: Sie ist das wichtigste Merkmal und bietet maximale Sicherheit.
- Unterfahrbarer Waschtisch: Er ermöglicht die Nutzung im Sitzen.
- Erhöhtes WC: Eine Sitzhöhe von 46-48 cm erleichtert das Hinsetzen und Aufstehen.
- Stabile Haltegriffe: An Dusche, Badewanne und WC montiert, geben sie sicheren Halt.
- Rutschfeste Fliesen: Sie sind unerlässlich, um Stürze auf nassem Boden zu verhindern.
Wohn- und Schlafbereiche clever gestalten
Auch in den privatesten Räumen des Hauses trägt eine durchdachte Planung zu mehr Lebensqualität bei. Es geht nicht darum, eine sterile Krankenhausatmosphäre zu schaffen, sondern darum, durch intelligente Details den Alltag einfacher und sicherer zu machen. Genügend Platz zum Rangieren ist dabei genauso wichtig wie die richtige Anordnung von Möbeln und Bedienelementen.
- Bewegungsflächen einplanen: Vor Schränken, dem Bett und am Fenster sollten Bewegungsflächen von mindestens 120 x 120 cm (für Rollstuhlnutzer 150 x 150 cm) frei bleiben.
- Lichtschalter und Steckdosen erreichbar machen: Diese sollten in einer Höhe von 85 cm montiert werden, statt wie üblich auf 105 cm (Lichtschalter) bzw. 30 cm (Steckdosen).
- Stolperfallen vermeiden: Lose Teppiche oder freiliegende Kabel sollten konsequent vermieden werden.
- Fenstergriffe in Greifhöhe: Damit auch Personen im Sitzen die Fenster problemlos öffnen können, sollten die Griffe tiefer angebracht werden (ca. 85 bis 105 cm über dem Boden).
Häufige Fragen zum Thema Barrierefreies Bauen
Was ist der Unterschied zwischen barrierefrei und altersgerecht?
„Barrierefrei“ ist ein rechtlich definierter Standard nach DIN 18040, der uneingeschränkte Nutzbarkeit für alle Menschen fordert. „Altersgerecht“ ist hingegen ein allgemeinerer Begriff für Umbauten, die den Alltag im Alter erleichtern, aber nicht zwingend alle DIN-Vorgaben erfüllen.
Welche Maße sind für eine barrierefreie Tür entscheidend?
Eine barrierefreie Tür muss eine lichte Durchgangsbreite von mindestens 80 cm aufweisen. Für Rollstuhlnutzer sind sogar 90 cm erforderlich, damit sie bequem und ohne anzustoßen passieren können.
Ist eine bodengleiche Dusche Pflicht für barrierefreies Bauen?
Ja, für ein Badezimmer, das nach DIN 18040 als barrierefrei gelten soll, ist eine schwellenlos begehbare, also bodengleiche Dusche eine zwingende Anforderung. Sie ist ein zentrales Element für Sicherheit und Komfort.